Die österreichische Männertagung 2011 widmete sich dem Thema Diversität von Männlichkeiten. Zwei Mitglieder der Männerinitiative Pustertal haben daran teilgenommen; hier ihr Bericht.
Österreichische Männertagung 2011 in Graz vom 20. bis 21. Oktober
Diversität von Männlichkeiten
Die Österreichische Männertagung 2011 hat an der FH Joanneum in Graz stattgefunden. Die 250 Teilnehmer kamen vorwiegend aus Österreich, einige aus Deutschland, der Schweiz, Slowenien. Die zwei Vertreter aus Südtirol entsandte die Männerinitiative Pustertal. Auffallend war der hohe Frauenanteil bei der Tagung: Arbeitsgruppen wurden von Frauen geleitet oder mitgestaltet, Frauen fungierten als Referentinnen und als Moderatorinnen.
Im Vorraum zum Tagungssaal boten sich viele Möglichkeiten für informelle Gespräche und Kontakte. An den Informationsständen gab es eine große Menge an Infos durch Flyers und sonstiges Material.
Das Hauptreferat hielt Frau Raewyn Connell von der Universität Sydney in Australien in englischer Sprache. Eine Simultanübersetzung in die deutsche Sprache gab es nicht, wohl aber gab es eine Zusammenfassung ihrer Ausführungen in Deutsch in der Unterlagenmappe. Frau Connell präsentierte das Konzept der „hegemonialen Männlichkeit“ und nahm Bezug auf neue Erkenntnisse aus transnationalen Studien. Sie zeigte in einem historischen Abriss, dass es nicht die eine Männlichkeit gibt, sondern dass es verschiedene Männlichkeiten gibt, sowohl auf lokaler wie auch globaler Ebene, und dass sich diese Männlichkeiten verändern können und dies auch tun.
Hegemoniale Männlichkeiten zeigen sich vor allem in der Wirtschaftswelt. Der Begriff hegemoniale Männlichkeiten kann jedoch nicht nur auf persönliche Beziehungen angewendet werden, sondern bezieht sich auch auf große Institutionen und die strukturellen Bedingungen des Zusammenlebens (Politik von Staaten, Handel, militärische Macht …). Diese kann aber nicht mit gewalttätiger Männlichkeit gleichgesetzt werden.
Ein weiteres Referat hielt Herr Thomas Gesterkamp (D) zum Thema: „Männer, Väter, Jungen“: Jungen brauchen nicht nur berufliche Orientierung sondern neue Perspektiven und Modelle, was ihre Rolle als Mann in der Männerwelt, als Mann gegenüber Frauen und als Vater von Kindern betrifft. Er sieht vor allem Jungen aus bildungsfernen Schichten (Migranten) als die neuen Bildungsverlierer, da sie wenig berufliche Perspektiven haben, und dadurch auch als Partner für Frauen nicht so attraktiv sind.
Ein weiteres Referat hielt Herr Erich Lehner (A) zum Thema: „Männerarbeit als Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit“. Die traditionellen Männlichkeitsideale haben einen hohen Preis. Sie verursachen Stress, bedingen, dass Männer in der Familie sehr eingeschränkt präsent sind und verringern die Lebenserwartung. Als vordringliche Handlungsfelder der Männerarbeit sieht er eine geschlechtergerechte Neuverteilung von Berufs- und Familienarbeit sowie die Themen Männergewalt, Sozialisation, Bildung und Schule, Körper und Gesundheit.
Im Rahmen der Männertagung hat die Männerberatung Graz, anlässlich ihres 15jährigen Bestehens zum Plaudern-Essen-Tanzen-Feiern in die Generalmusikdirektion in Graz eingeladen. Auch dieser Abend hat hervorragenden Platz für Kontakte und Erfahrungsaustausch geboten.
Günther Volgger
Hans Schwingshackl
Weitere Informationen: http://maennertagung2011.mur.at/